Lockdown Kino-Newsletter 2021 Nr. 1

28.01.2021

«Es gibt nichts Besseres als ins Kino zu gehen, dabei eine andere Welt zu betreten und alles zu vergessen, was draussen passiert» Warwick Davis

Warwick Davis verdankt seine Schauspielerkarriere dem Zufall. Seine Grossmutter hörte im Radio im Jahre 1981 einen Aufruf, mit dem Menschen unter einer Körpergrösse von 1.20 m als Schauspieler für den neuen Star Wars – Film «Die Rückkehr der Jedi-Ritter gesucht wurden. Davis übernahm die Rolle des winzigen Ewoks Wiket, der unter den Aliens im Film eine der wesentlichen Rollen einnimmt. Mit seinen Rollen in den folgenden Star-Wars und Harry Potter Filmen wurde er zu einem Weltstar.

 

Die Kinosäle bleiben zwangsleer, verordnet vom Staat. Streaming-Angebote haben Hochkonjunktur, können aber keine wirkliche Alternative zum Kinogenuss sein. Das Kino vermittelt über die grosse Leinwand mehr Gefühle. Das hat ein Regensburger Forschungsteam herausgefunden. Zwei Probandengruppen haben denselben Film entweder zuhause oder im Kino angeschaut und anschliessend bewertet. Es zeigt sich, dass eine Vielzahl an Emotionen wie z.B. Faszination, Freude und Überraschung im Kino intensiver erlebt wird (Quelle: http://dx.doi.org/10.1037/aca0000295).

Es lohnt sich also immer noch, ins Kino zu gehen!

Damit der Kontakt zu den KinobesucherInnen bestehen bleibt verfasst Kino Chur diesen Kino-Newsletter.

Seit dem ersten Lockdown im Frühling 2020 trifft die Pandemie die Kinos drastisch. Der Schaden der die Pandemie dem Kino zugefügt hat ist unkalkulierbar. Blockbuster wie der neue James Bond Film wurden wiederholt verschoben (neu auf Herbst 2021), Hollywood Studios, allen voran Disney, bringen ihre Kinohits, wie beispielsweise Mulan, direkt auf ihren Streaming Kanälen. Blickpunkt Film hat gemeldet, die BesucherInnen- und Umsatzzahlen seien in Deutschland im 2020 um ca. 70 % zurückgegangen. Wären nicht die Zahlen zu Beginn des Kalenderjahres 2020 sehr gut gewesen, wäre der Einbruch noch viel schlimmer. Wirklich schlimm sind auch die Nebenfolgen des derzeitigen Desasters für die Kinobranche. Die Auswertungskaskade d.h. die exklusive Erstauswertung der bedeutendsten Filmprodukte durch die Kinos wankt. So hat die neue Chefin von Warner Bros. beschlossen, die gesamte WB Produktion des Jahres 2021 in den USA gleichzeitig in den Kinos und im hauseigenen Streaming-Kanal zu zeigen und zwar ohne eine Preiserhöhung für die Streaming-Nutzer.

 

 

 

 

Der Kampf der grossen Streaming-Eigner um Abonnenten wird auf den Schultern der Kinos ausgetragen. Das Spannungsfeld der Kinos zwischen Kommerz und Kultur löst sich langsam auf. Eine Querfinanzierung für kulturell wertvolle Filme mit dem Ertrag aus Mainstream-Produkten wird für mittelständische Kinobetriebe, wie Kino Chur, nicht mehr möglich sein. Für die öffentliche Hand wird es unerlässlich, den Arthouse-Bereich mit erheblichen Subventionen abzudecken. Dieser Auftrag ergibt sich aus dem eidgenössischen Filmgesetz, das eine Angebotsvielfalt schweizweit verlangt. Die grossen Kinoketten in der Schweiz, allen voran die Kitag oder neu blue Cinema, wird nach der Pandemie gestärkt in den Neustart gehen. Kitag resp. blue Cinema, als 100 % Tochter der Swisscom, wird die eingefahrenen Verluste problemlos abdecken können. Es sei der Hinweis erlaubt, dass die Swisscom ein Staatsbetrieb ist, da das Aktienkapital von Gesetzes wegen mehrheitlich von der Eidgenossenschaft gehalten werden muss. So kann man es sich auch erlauben trotz Pandemie neue, überdimensionierte Multiplexe zu bauen (City West). Für Kino Chur werden die nächsten Wochen und Monate zeigen, ob es eine Zukunft gibt. Dies wird weit gehend davon abhängig sein, wie rasch und in welchem Umfang die Staatshilfe erfolgen wird. Cinema Paradiso lässt grüssen.

 

«Wenn ein Film Erfolg hat, ist er ein Geschäft. Wenn er keinen Erfolg hat, ist er Kunst.»

Carlo Ponti

 

Kino und Kinofilm wird es immer geben. Es wäre nicht die Filmbranche, gäbe es nicht selbst in Pandemiezeiten Lichtblicke. In Japan hat es im 2020 eine einheimische Produktion geschafft, fast alle Box-Office Rekorde zu brechen. Der Fantasy/Abenteuer Film «Demon Slayer: Mugan Train» hat in Japan im Jahre 2020 sagenhafte 373 Mio. US Dollars in den Kinos eingespielt. Das Box Office 2020 in Deutschland führt der noch vor dem Lockdown gestartete Film «Bad Boys for Life» mit einem Einspielergebnis von rund 16 Mio. US Dollars bei ca. 1,8 Mio. BesucherInnen an.

 

Für die Kinos gilt, wie für alle Leidtragenden der Pandemie: Kopf hoch und durch. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Beherzigen wir, was Pedro Almodovar gesagt hat:

«Das Kino kann die Leere und Einsamkeit in deinem Leben ausfüllen»

 

Emil Anton Räber

Im Januar 2021