Kommt jetzt das grosse Kinosterben?

12.03.2021

Publiziert 10. März 2021 20 Minuten. Statt auf der Leinwand müssen (dürfen?) Fans mit ihrer Wonder Woman auf Sky mitfiebern. Aber was heisst das für eine Branche, die schon vor der Pandemie in der Krise steckte?

Seit März 2020 das immer gleiche, frustrierende Spiel: Die grossen Studios schieben ihre Kinostarts von einem Monat in den nächsten, von einem Jahr ins nächste. Bis viele Blockbuster irgendwann Premiere auf einer Streamingplattform feiern. Disneys «Mulan» zum Beispiel.

So erging es nun auch «Wonder Woman 1984». Nachdem das Studio Warner den Film vergangene Weihnachten in den USA zeitgleich im Kino und auf seiner Streaming-Plattform HBO Max zeigte, war das Schicksal der Superheldin eigentlich besiegelt. Seit dem 8. März streamt hierzulande Sky den Blockbuster, dessen erster Teil 2017 gigantische 822 Millionen Dollar im Kino einspielte.

Schweizer Kinostart unsicher

Ob der Film irgendwann doch auf der grossen Leinwand gezeigt wird, steht in den Sternen. Warner Bros. Schweiz sagt dazu in einem Statement: «Ob der Film auch in die Kinos kommt, hängt weniger von uns, sondern vielmehr vom Bundesrat ab. Momentan hätten wir den Film für die Kinos bereit, dass diese aber geschlossen sind, macht die Sache nicht ganz einfach. Ob er zu einem (momentan völlig offenen) Zeitpunkt dann in den Sälen noch gespielt wird, können wir momentan nicht beantworten.»

Das freut wiederum Sky Schweiz, dem mit der Rechte-Sicherung des Blockbusters ein Coup gelungen ist – auch dank der Tatsache, dass HBO Max hierzulande noch nicht an den Start gegangen ist. Laut Fabian Stein, Head of Content von Sky, verzeichnet die Plattform seit Beginn der Corona-Krise ordentliche Zuwachs, auch wenn das Unternehmen genaue Zahlen nicht kommunizieren möchte. «Wonder Woman 1984» dürfte dieser Entwicklung noch zusätzlichen Schub verleihen.

Angst vor Raubkopien

Wie das «Wonder Woman 1984»-Studio Warner Bros. zu dem Deal steht, war von Seiten des Verleihers nicht in Erfahrung zu bringen. Fabian Stein, Head of Content von Sky, drückt es indes diplomatisch aus: «Wir sind alle von der Pandemie betroffen und in diesem Fall machte es keinen Sinn, den Film zurückzuhalten, zumal er seit kurzem auch in den USA schon verfügbar ist.» Sprich: Raubkopien würden das Geschäft ohnehin kaputt machen, wenn nicht rasch reagiert wird. Dann blieben unterm Strich nur Verliererinnen und Verlierer. Trotzdem wünscht sich Stein als bekennender Cineast, dass das Kino als Ort des gemeinsamen Erlebens weiterhin bestehen bleibt.

Kino in der Krise

Aber es sieht nicht gut aus. Selbst wenn die Lichtspielhäuser in der Schweiz bald öffnen dürfen – es gibt keine grossen Filme, die die Betreibenden ihrem Publikum zeigen können. Entweder werden die Blockbuster immer wieder verschoben, oder sie wandern direkt zu den Streaming-Diensten. Ohnehin gehen die Besucherzahlen seit Jahren kontinuierlich zurück. Das Geschäftsmodell Kino steckte schon vor Corona in der Krise, wie die Zahlen deutlich machen. 2018 verzeichneten die Schweizer Kinos mit 11,74 Millionen verkauften Eintrittskarten die niedrigste Besucherinnenzahl seit 38 Jahren. 2019 war die Zahl zwar wieder leicht angestiegen, aber das Niveau bleibt tief.

Quelle 20 Minuten