Lockdown Kino-Newsletter 2021 Nr. 5

12.04.2021

«Es gibt nichts Besseres als ins Kino zu gehen, dabei eine andere Welt zu betreten und alles zu vergessen, was draussen passiert» Warwick Davies

Wer ist Mario Girotti?

Zurzeit läuft im Free TV fast täglich ein Film mit Terence Hill. Terence Hill wurde am
29.03. 1939 in Venedig geboren als Mario Girotti. Mario Girotti änderte 1967 seinen Namen in den Künstlernamen Terence Hill. Allein in Deutschland zählte man mit Terence Hill Filmen 106 Millionen Besucher*innen. Mit Bud Spencer drehte er 17 gemeinsame Filme. Im Jahre 1963 wirkte Mario Girotti im Film Il Gattopardo von Luchino Visconti mit, ein Meisterwerk der Filmgeschichte. In den USA erreichte Il Gattopardo ein Besucher*innen Total von
3,7 Millionen. Vier Fäuste für ein Halleluja, der wohl besucherstärkste Film von Terence Hill, erreichte «lediglich» 3,1 Millionen Besucher*innen in den USA. Vergleichsweise sahen in Deutschland im Kino 12,3 Millionen Besucher*innen den Film Vier Fäuste für ein Halleluja. Letzthin wurde der mittlerweile Klassiker «Vier Fäuste für ein Halleluja» im Free TV gezeigt. Die Ausstrahlung der deutschen Version sahen beachtliche 1,48 Millionen Fernsehnutzer*innen im deutschen Sprachraum. Beachtlich auch insofern, als dass im Jahr 2019 der erfolgreichste Schweizerkinofilm «Zwingli» in der Schweiz 249'347 Eintritte verzeichnete. Zu Beginn der sechziger Jahre verzeichneten die Kinos in der Schweiz mit über 30 Millionen die höchsten jährlichen Besucher*innen Zahlen. Das im Emmental gedrehte Drama «Käserei in der Vehfreude» verzeichnete z.Bsp 1,8 Mio Eintritte bei einer Bevölkerungszahl von etwa 5,5 Mio in der Schweiz. Im Jahr 2019 werden noch rund 12,5 Mio. Kinoeintritte in der Schweiz registriert, was in etwa eine durchschnittliche Anzahl von 1,5 Eintritte pro Einwohner*in ergibt.

Sehgewohnheiten ändern schneller als man denkt

Das Kino hat weltweite Krisen überlebt, Wirtschaftskrisen, das Aufkommen des Fernsehens und der DVD und wird auch das Corona Virus überleben. Glaubt man den ersten Analysen der Statistiker zur Entwicklung der Streamingdienste gehen die steigenden Abonnenten Zahlen vor allem zulasten von Free-TV und DVD. Da die Kinos seit Monaten zwangsgeschlossen sind, lässt sich zurzeit noch keine Aussage zur Auswirkung des Streamingbooms auf die Kinoeintritte machen. Für Kinos werden die zwei Faktoren Auswertungsfenster und Verleihkondition für eine tragbare Wirtschaftlichkeit entscheidend sein. Die Kinos werden zu einem wirtschaftlichen Erfolg selber einen wesentlichen Beitrag liefern müssen. Während die Streaming Firmen mit einer unüberschaubaren Masse von Filmen (wenige Topfilme überdecken die grosse Mehrheit der durchschnittlichen und unterdurchschnittlichen Filme) den Abonnenten überschwemmen, muss das Kino vermehrt auf Qualität achten. Nur ein zufriedener Kinogänger kommt wieder. Und das Kino hat gegenüber den Streamingdiensten und dem Fernsehen im Allgemeinen einen grossen Vorteil und den kann man dem Kino nicht nehmen, die Emotionen. Ob Lachen oder Weinen, das Gemeinschaftserleben im Kino ist und bleibt einzigartig. Ad multos annos!

Und so kommen wir wieder zum gleichen Schluss wie im Newsletter Nr. 4 vom März 2021:

 «Geht ins Kino» sobald es wieder offen ist. Nehmt die Familie, Freunde und Bekannte mit und macht Mundpropaganda fürs Kino, damit es überlebt.

Am Schluss wie zu Beginn eine Reprise von Newsletter 1:

Beherzigen wir, was Pedro Almodovar gesagt hat:

«Das Kino kann die Leere und Einsamkeit in deinem Leben ausfüllen»

 

Emil Anton Räber

April 2021